Herkömmliche und vor allem moderne Waschmittel waschen sehr gut. Aber sie sind irgendwie „Chemie“. Sie haben jede Menge Inhaltsstoffe, die suspekt erscheinen.
Wem das nicht gefällt, der hat Alternativen. Es gibt eine ganze Reihe an natürlichen Waschmitteln, die man kaufen, in der Natur finden oder selbst herstellen kann.
Hier geht es um die Vorteile der alternativen Waschmittel. Aber die Nachteile sollen auch nicht verschwiegen werden. So dass man am Ende abwägen und selbst entscheiden kann, welches Waschmittel man verwenden möchte.
Inhalt
- Woher kommen die Zweifel an Waschmitteln?
- Welche alternativen Waschmittel gibt es?
- Wie kann man rausfinden, welches das beste Waschmittel ist?
- Was ist drin im Waschmittel?
- Worauf beruht die Waschwirkung natürlicher Waschmittel?
- Wie kann man die Waschwirkung natürlicher Waschmittel verbessern?
- Waschtemperatur gleicht Waschwirkung aus
- Wie viel Energie verbraucht Waschen bei unterschiedlichen Temperaturen?
- Fazit
Woher kommen die Zweifel an Waschmitteln?
Moderne Waschmittel enthalten eine lange Liste an Inhaltsstoffen, die viele Menschen zu der Überzeugung bringen, dass das niemals gut sein kann.
Tatsächlich muss man abwägen: Es hat Gründe, dass diese Substanzen da drin sind. Richtig ist aber auch, dass man für sich entscheiden muss, ob einem diese Gründe tatsächlich wichtig sind.
Oder ob nicht vielmehr die Gründe, die für die Verwendung alternativer, natürlicher Waschmittel sprechen, viel stichhaltiger sind. Denn es ist noch gar nicht so lange her, dass unsere Vorfahren gar nichts anderes hatten als natürliche Waschmittel. Irgendwie ging das auch.
Natürliche Waschmittel sind für viele Menschen attraktiv. Sie sind umweltfreundlich, hautverträglich, plastikfrei, oft billig bis kostenlos, viele haben diesen DIY-Charme, der vom Selbermachen ausgeht.
Hinzu kommt einfach eine Sehnsucht nach mehr Natur, nicht nur, aber eben auch beim Wäsche waschen.
Wer einmal mit Kastanien oder Efeu gewaschen hat, ist oft begeistert. Nimmt sich vor, das wieder zu tun, weitere alternative Waschmittel auszuprobieren.
Welche alternativen Waschmittel gibt es?
Es gibt eine ganze Liste an natürlichen Waschmitteln, und an solchen, die man aus natürlichen Zutaten selbst herstellen kann.
- Efeu
- Kastanien
- Waschnüsse
- Seifenkraut, Lindenblüten, Birkenblätter
- diverse DIY-Waschmittel aus Kernseife, Soda, Natron und evtl. weiteren Zutaten
Es gibt viele Rezepte, wie man aus diesen (und weiteren) Zutaten sein eigenes Waschmittel herstellen kann. Welches davon das beste ist, hängt davon ab, was man waschen möchte, welche Ansprüche man an das Ergebnis hat und wie viel Zeit und Arbeit man investieren möchte.
Für Menschen, denen das zu viel Aufwand ist, gibt es alternative Waschmittel, die man fertig kaufen kann, zum Beispiel als Baukastensysteme, in Form von festen Seifen, Blättern, Pulver.
Sie sind ökologischer als herkömmliche Waschmittel, liegen in der Waschleistung und im Aufwand meistens irgendwo zwischen den natürlichen und den herkömmlichen Mitteln.
Wie kann man rausfinden, welches das beste Waschmittel ist?
Der einfachste Test ist, waschen. Verschiedene Mittel ausprobieren, die einem gefallen, und gucken, ob einem das Waschergebnis auch gefällt.
Moderne Waschmittel haben meistens das bessere Waschergebnis. Aber man kann sich auch fragen, ob es immer perfekt sein muss?
Wer natürliche Waschmittel in Betracht zieht, denkt meistens nicht nur an die Waschwirkung, sondern auch an die Auswirkungen auf die eigene Gesundheit und an die Auswirkungen auf die Umwelt.
Beides ist mit einfachem Ausprobieren nicht so einfach feststellbar. Daneben gibt es auch Auswirkungen auf die Waschmaschine. Ökologisch (und ökonomisch) sinnvoll ist, wenn diese möglichst lange in funktionsfähigem Zustand bleibt.
Antworten auf diese Fragen kann man bekommen, wenn man sich die Inhaltsstoffe der jeweiligen Waschmittel oder Wasch-Substanzen anguckt.
Was ist drin im Waschmittel?
Moderne Waschmittel haben sehr unterschiedliche Rezepturen, je nach dem jeweiligen Zweck. Ein Vollwaschmittel enthält andere Inhaltsstoffe als ein Waschmittel für Wolle.
Natürliche Waschmittel enthalten das, was die Natur für sie vorgesehen hat. Man kann dann das Waschmittel/die Waschsubstanz danach auswählen, ob sie für den jeweiligen Zweck passend ist.
Tenside: Alle Waschmittel enthalten Tenside. Das sind sehr unterschiedliche Substanzen, die den Schmutz aus den Fasern lösen und ihn an sich binden. Das ermöglicht, den Schmutz mit dem Wasser wegzuspülen.
Verschiedene Tenside wirken auf unterschiedliche Arten von Schmutz. In modernen Waschmitteln ist also meistens eine ganze Liste unterschiedlicher Tenside enthalten.
Auch natürliche Waschmittel brauchen Tenside, sonst wären sie nicht wirksam. Saponine sind natürlich vorkommende Tenside. Sie sind in Efeublättern, Rosskastanien, Seifenkraut und in geringerer Konzentration in einigen anderen Pflanzen enthalten.
Saponine sind die Pflanzeninhaltsstoffe, die die jeweiligen Pflanzen zum Waschmittel machen.
Die Saponine sind die Vorbilder aus der Natur, nach denen die chemische Industrie die Tenside für Waschmittel konzipiert.
Ehrlicherweise muss man sagen, dass die künstlich hergestellten Tenside die bessere Waschwirkung haben. Bei den Auswirkungen auf die Umwelt ist es weniger eindeutig.
Enthärter: Moderne Waschmittel enthalten Enthärter. Bei natürlichen Waschmitteln kommt es drauf an. Oft muss der Enthärter extra dazu gegeben werden.
Wenn man das nicht tut, fängt man sich ein paar empfindliche Nachteile ein. Die man nach den ersten paar Wäschen noch nicht bemerkt, später dafür umso deutlicher.
Bei Enthärter denkt man an den Kalk im Wasser, der sich an den Heizstäben absetzt. Das ist aber nur ein Teil des Problems. Enthärter sorgen auch für eine bessere Waschwirkung.
Ohne Enthärter bildet sich während des Waschens aus Seifen und Tensiden, zusammen mit dem Kalk aus dem Wasser Kalkseife.
Das ist eine schwer lösliche Verbindung, die sich nicht nur auf den Heizstäben, sondern auch auf den Textilien absetzt. Diese werden mit der Zeit nicht nur grau, sondern auch hart und brüchig.
Je härter das Wasser, umso schneller passiert das. Enthärter schützt also nicht nur die Waschmaschine, sondern auch die Wäsche.
Enthärter kann alles mögliche sein, von Soda bis Zitronensäure. In herkömmlichen Waschmitteln wurden viele Jahre lang Phosphate als Enthärter eingesetzt. Heute werden stattdessen Zeolithe verwendet. Die haben dieselbe Wirkung, ohne die Umweltschäden.
Bleichmittel: Insbesondere Vollwaschmittel enthalten Bleichmittel. Sie entfernen bestimmte Schmutzarten, die mit Tensiden nicht behandelt werden können, wie zum Beispiel Rotwein.
Bleichmittel verhindern aber auch das Vergrauen der Wäsche. Und sie haben eine desinfizierende Wirkung, wirken also gegen Schimmel, Bakterien, Keime jeder Art.
Natürliche Waschmittel wie Efeu, Kastanien etc. enthalten keine Bleichmittel. Früher wurde die Wäsche deshalb auf dem Rasen an der Sonne gebleicht und mit Bügeln keimfrei gemacht. Das sind zwei zusätzliche Arbeitsschritte, die man mit modernen Waschmitteln nicht mehr braucht.
Enzyme: Enzyme wirken gegen eiweißhaltige Flecken, denen weder mit Tensiden noch mit Bleichmitteln beizukommen ist. Blutflecken, Eigelbflecken etc. lassen sich ohne Enzyme nur sehr schwer entfernen.
Natürliche Waschmittel enthalten keine Enzyme. Was nicht auffällt, wenn man keine entsprechenden Flecken zu entfernen hat.
Moderne Waschmittel enthalten zusätzlich noch Substanzen wie optische Aufheller (damit es weißer als weiß erscheint), Vergrauungsinhibitoren (die verhindern, dass gelöster Schmutz gleich wieder an der Wäsche anhaftet), Verfärbungsinhibitoren (damit eine rote Socke nicht alles rosa färbt), Stabilisatoren (die die Waschwirkung gleich halten, egal, welche Mineralien im Wasser sind), Schauminhibitoren (damit es weniger schäumt). Riechstoffe, Farbstoffe, Füllstoffe, Konservierungsstoffe runden den Cocktail ab.
Der Eindruck, dass man ein ganzes Chemielabor beschäftigt, wenn man seine Wäsche wäscht, ist also nicht so ganz falsch.
Fairerweise muss man sagen, dass die Labore ihre Arbeit machen. Fast alle heutigen Waschmittel waschen sehr sauber, die Inhaltsstoffe sind mehrheitlich biologisch abbaubar und die Wäsche wird bereits bei niedrigen Temperaturen sauber.
Allerdings ist das in vielen Fällen schon fast zu perfekt. Ein großer Teil der Wäsche, die in den Waschmaschinen landet, ist nur leicht verschmutzt. Das perfekte Waschmittel, das jede Art von Flecken perfekt entfernt, ist also sehr oft gar nicht nötig.
Worauf beruht die Waschwirkung natürlicher Waschmittel?
Natürliche Waschmittel wie Efeu, Seifenkraut, Waschnüsse, etc. enthalten natürlich nicht diese lange Liste an maßgeschneiderten Substanzen.
Natürliche Waschmittel enthalten im Wesentlichen Saponine, also natürliche Tenside. Die sind nicht für das Waschen maßgeschneidert, sondern werden von der Pflanze für ganz andere Zwecke gebildet.
Trotzdem haben sie natürlich eine Waschwirkung. Vor allem bei leicht verschmutzter Wäsche, bei weichem Wasser und moderaten Ansprüchen an das Waschergebnis können natürliche Waschmittel genau richtig sein.
Nicht vergessen soll man auch, dass Efeu, Rosskastanien etc. in der Natur zu finden sind. Man muss sie nur sammeln, sie kosten nichts.
Wer perfekt weiße Wäsche, absolute Keimfreiheit wichtig findet, kann auch mit natürlichen Waschmitteln waschen, muss aber einen hohen Aufwand betreiben.
Wie kann man die Waschwirkung natürlicher Waschmittel verbessern?
Die Waschwirkung der Saponine ist umso besser, je heißer die Waschlauge ist. Je heißer, desto wichtiger sind Enthärter.
Ob man also auf Dauer nur mit Efeu etc. waschen sollte, hängt von der jeweiligen Wasserhärte ab. Man muss damit rechnen, dass die Waschmaschine schneller verkalkt, wenn man heiß und ohne Entkalker wäscht.
Um mit Efeu etc. ein gutes Waschergebnis zu erzielen, sollte man möglichst viel Wasser verwenden. Denn die natürlichen Saponine verhindern nur unzureichend, dass sich gelöster Schmutz direkt wieder auf der Wäsche ablagert. Das ist sichtbar als ein zunehmendes Vergrauen der Wäsche.
Wenn sich dann noch Kalkseife auf der Wäsche ablagert, werden die Stoffe hart und unflexibel, im Extrem brüchig. Je mehr Waschlauge, umso kleiner wird dieses Problem.
Mit natürlichen Säuren wie Essig oder Zitrone kann man dem Problem entgegenwirken. Allerdings hat man oft negative Auswirkungen auf die Waschmaschine, da die Säuren die Kunststoffe und z.T. auch die Metalle angreifen.
Natürliche Saponine wirken nicht desinfizierend, sie verhindern nicht, dass die Wäsche vergraut. Man kann, wie unsere Vorfahren, die Wäsche an der Sonne auf dem Rasen bleichen und danach heiß bügeln.
Man wird vermutlich trotzdem öfter mit dem Problem vergrauter Wäsche zu tun haben und zusätzlichen Aufwand treiben müssen, um es wieder loszuwerden.
Der wichtigste Aspekt ist aber, dass man mit mehr Wasser, mit heißerem Wasser eine bessere Waschleistung erzielen kann. Unsere Vorfahren haben ihre Wäsche oft gekocht.
Die Hitze ist auch notwendig, weil die natürlichen Waschmittel keine desinfizierende Wirkung haben. Es kann also passieren, dass sich im Inneren der Waschmaschine ein Biofilm bildet, besonders an schwer zugänglichen Stellen wie z.B. in Schläuchen.
Davon kann eine Keimbelastung ausgehen, das kann sich in muffigem Geruch bemerkbar machen, der dann auch auf die Wäsche übergehen kann.
Alle diese Dinge können aber auch bei Verwendung herkömmlicher Waschmittel passieren, es kommt nur seltener vor.
Die wichtigste Maßnahme, wenn man mit natürlichen Waschmitteln ein gutes Waschergebnis erzielen will, ist also, reichlich heißes Wasser zu verwenden. Dies ist ein Punkt, an dem man ernsthaft überlegen sollte.
Waschtemperatur gleicht Waschwirkung aus
Unsere Vorfahren haben ihre Wäsche in reichlich Waschlauge gekocht, weil nur so die Wäsche mit natürlichen Waschmitteln wirklich sauber und keimfrei wurde.
Moderne Waschmittel erzielen die gleiche, oder sogar eine bessere Wirkung, mit deutlich niedrigeren Waschtemperaturen und einer sehr geringen Wassermenge. Sie sparen also Wasser, vor allem aber eine Menge Energie. Denn das Drehen der Waschtrommel verbraucht nicht viel Energie, das Aufheizen der Waschlauge dagegen schon.
Wer also zurück zu den traditionellen, natürlichen Waschmitteln möchte, muss auch wieder mehr Wasser viel stärker erhitzen. Also viel mehr Energie verbrauchen.
Hinzu kommt dann noch das Bügeln, das Bleichen an der Sonne, und die Frage, wann und wo man das alles machen soll. Abgesehen davon, dass moderne Textilien sehr oft nicht für die Kochwäsche geeignet sind.
Wenn man also umweltfreundlich waschen möchte, muss man abwägen, auf der einen Seite sind die natürlichen Waschmittel (vermutlich) besser umweltverträglich, auf der anderen Seite muss man, wenn man sie konsequent verwenden möchte, sehr viel mehr Energie und Wasser auf das Wäschewaschen verwenden.
Wie viel Energie verbraucht Waschen bei unterschiedlichen Temperaturen?
Eine moderne A+++ Waschmaschine verbraucht ungefähr so viel Strom pro Waschgang, bei der angegebenen Temperatur:
Temperatur | Stromverbrauch | CO₂ – Ausstoß |
20 °C | ca. 0,2–0,3 kWh | ~0,1–0,2 kg CO₂ |
30 °C | ca. 0,3–0,4 kWh | ~0,2 kg CO₂ |
40 °C | ca. 0,4–0,6 kWh | ~0,25 kg CO₂ |
60 °C | ca. 1,0–1,3 kWh | ~0,5–0,6 kg CO₂ |
90 °C | ca. 1,8–2,0 kWh | ~1,0 kg CO₂ |
Exakte Werte hängen natürlich auch von der konkreten Waschmaschine, dem gewählten Waschprogramm, der Temperatur, mit der das Wasser aus dem Hahn kommt, der Wäschemenge und weiteren Faktoren ab.
Es bleibt aber die Tatsache, dass höhere Waschtemperaturen zu deutlich erhöhtem Energieverbrauch führen.
Und dabei ist die Tatsache, dass man, um mit alternativen Waschmitteln wie Efeu oder Waschnüssen ein gutes Waschergebnis zu erzielen, auch noch deutlich mehr Wasser verwenden muss, noch nicht berücksichtigt.
Wie diese Zahlen die eigene Entscheidung beeinflussen können oder sollten, hängt natürlich von der eigenen Situation ab.
Wer Photovoltaik auf dem Dach hat und ohnehin nicht mehr weiß, wohin mit dem ganzen Strom, kann die obige Tabelle getrost vergessen.
Die meisten Menschen müssen für ihren Strom bezahlen, sollten berücksichtigen, dass ihr Stromverbrauch vermutlich zu einem CO₂ – Ausstoß führt. Die günstigen natürlichen Waschmittel sind dann nicht mehr ganz so günstig.
Fazit
Moderne Waschmittel erscheinen oft wie eine geballte Ladung Chemie. Wer es lieber natürlich hätte, bevorzugt vielleicht alternative Waschmittel wie Efeu, Kastanie oder Waschnuss.
Die geringere Waschwirkung dieser natürlichen Mittel ist nicht immer ein Problem. Wäsche ist ja oft nur leicht verschmutzt.
Allerdings ist es, aus hygienischen Gründen, aber auch um Grauschleier zu vermeiden, notwendig, mit höheren Waschtemperaturen zu waschen.
Während moderne Waschmittel oft schon bei 20 °C ein auch in hygienischer Hinsicht perfektes Waschergebnis abliefern, brauchen natürliche Waschmittel die Kraft der Hitze.
Dadurch steigt der Energieverbrauch beim Waschen deutlich an.
Wer also über natürliche Waschmittel nachdenkt, um die Umwelt zu schonen, muss abwägen. Objektiv ist es kaum möglich, die unterschiedlichen Effekte der Umweltbeeinflussung zu vergleichen.
Wer allerdings natürliche Waschmittel verwenden möchte, um Geld zu sparen, sollte sich die Tabelle genau angucken.